Kurzeinführung zum Buchstaben G
Erbwörter
Der Buchstabe "G" greift im Schwäbischen stark in den Wortbestand und in den Wortlaut der Wörter ein. Diese Erscheinung ist bisher nirgends grundlegend aufgearbeitet.
Das hochdeutsche Problem: Über die Besonderheiten und Auswirkungen des Lautes "g" im Hochschwäbischen herrscht in der Schulgermanistik leider eine völlige Agnosie. Das Nachfolgende soll sie ein wenig beheben.
Eigene hochschwäbische Wortbildungen bei Erbwörtern
Zahlreiche hochdeutsche Wörter - vor allem Substantive, die hochdeutsch mit dem Präfix ge/Ge beginnen, sind nicht Teil des genuinen schwäbischen Wortschatzes. Das Hochschwäbische geht hier eine völlig andere Weise der Substantivbildung.
Das Wörterbuch verzeichnet zum Buchstaben G eine Vielzahl an diesbezüglichen Unterschieden im Wortschatz. Selbstverständlich sind die wissenschaftlich erkennbaren Regeln für diesen eigenen schwäbischen Wortschatz im Wörterbuch klar herausgearbeitet.
Eigene hochschwäbische g-Erweiterungen bei Erbwörtern
Das Hochschwäbische versieht zahlreiche Wörter, vorzugsweise Verben, mit einer regelhaften g-Erweiterung, die das Hochdeutsche nicht kennt. Diese Erweiterungen treten teils am Wortanfang auf, teils am Ende des Wortstammes. Sie treten alle nicht willkürlich auf, sondern regelhaft. Beispiele:
Brezel > schwäb. Bräzzed/Bräzzged
ruhen > geruht = schwäb. gruaba > gruabed
jauchzen > gejauchzt = schwäb. juuchzga > gjuuchzged
Die im gesamten schwäbischen Sprachraum erkennbaren Regeln und Wörter finden sich vollständig im Grammatikbuch S. 124 aufgeführt.
Bildung des Partizips Perfekt
Alle Verben, die mit "g" beginnen, bilden ihr Partizip Perfekt ohne das Augment "ge". Dies ist keine nur schwäbische Eigenheit, sondern ist für alle so genannten Verschlusslaute (b, d, g, k, p, q, t, x, z) die gemeinsame Grammatik des oberdeutschen Sprachraums. Beispiele für g:
gießen > gegossen = schwäb. giasa >gossa
geben > gegeben = schwäb. gäa > gäa (!)
greifen > gegriffen = schwäb. greifa > griffa
Das hochdeutsche Problem: Die aggressive Verneuhochdeutschung zerstört leider diese gemeinsame Grammatik des gesamten oberdeutschen (süddeutsch-östereichisch-schweizerischen) Sprachraums massiv.
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