Geschlechtsunterschiede

Deutsch - Schwäbisch


Der kleine Unterschied:

Viele kennen den Unterschied zwischen dem süddeutschen der Butter und dem norddeutschen die Butter. Darüber sind schon ganze Romane geschrieben worden. Aber es gibt da noch viel mehr: Mehr als hundert weitere Einzelwörter, die zwischen dem norddeutschen und süddeutschen Sprachraum ein unterschiedliches Geschlecht haben, zum Beispiel der Schogglad, das Cola, der Karren, der Butten, der Reben und viele andere Wörter mehr.

Das Schwäbische zeigt bei Fremdwörtern immer das europaweit geltende Geschlecht dieser Wörter, und bei deutschen Erbwörtern das sprachgeschichtlich richtige Geschlecht. Nur das Hochdeutsche zickt hier herum. Auch wenn es der Duden dafür blind ist: Die Butter ist ein ziemlich begrenzter norddeutscher Dialekt, europaweit sagt man: Der Butter.


Mein lieber Schwan!


Wirtshausbesuchern fällt im Urlaub in Süddeutschland manchmal auf, dass man in einigen Gegenden in „die Schwane" geht, und nicht in „den Schwanen". Woher kommt das?

Wir stoßen da auf eiine alte Geschichte: In der spätgermanischen Zeit, als unsere Vorfahren mit den Römern im Teutoburger Wald kämpften, war dieser Vogel noch weiblich. So ist das Wort auch in das Althochdeutsche übernommen worden. In mittelhochdeutscher Zeit allerdings wurde in einigen deutschen Gebieten, aber bei weitem nicht allen, sein Geschlecht verändert: Es wurde männlich.

Das „Deutsche Wörterbuch“ der Brüder Grimm schreibt: (ich gebe seine reichlich verklausulierten Formulierungen in heutigem Deutsch wieder): „Ein Femininum existiert in den Dialekten der skandinavischen Sprachen, aber ebenso im Rheinland und Westfalen, auch im Hessischen.“ Die beiden Brüder Grimm scheinen demnach keine häufigen Wirtshausbesucher gewesen zu sein, jedenfalls nicht in Süddeutschland. Sonst hätten sie gewusst, dass man Südwestschwäbischen zum Essen „Zur Schwane“ geht, und am Main seinen Wein ebenfalls in „der Schwane" trinkt.


Unisex?


Übrigens: Die germanischen Sprachen im Norden Europas kennen nur noch zwei Geschlechter: Ein personales Geschlecht und ein dingliches Geschlecht. Die skandinavischen Sprachen haben das männliche und das weibliche Geschlecht zu einem Unisex-Geschlecht verschmolzen – der Traum aller deutschen Genderist(inn)en! Für „Schwan" und andere Wörter muss man deshalb in Skandinavien auf die Dialekte achten, die es dort zum Glück auch gibt. Diese zeigen, dass das Wort auch im Norden Europas ursprünglich weiblich war.