Kurzeinführung zum Buchstaben G

Der Geruhsame



Der Buchstabe "G" greift im Schwäbischen stark in den Wortbestand und in den Wortlaut der Wörter ein. Diese Erscheinung ist bisher nirgends grundlegend aufgearbeitet. Zwar ist auch schulgermanistisch bekannt, dass bei vielen Verben das Partizip Perfekt ohne "g" (hochdeutsch "ge") gebildet wird (z. B. bfiffa gepfiffen, drädda getreten, koafd gekauft usw.). 

Das hochdeutsche Problem:
Über die Besonderheiten des Lautes "g" im Hochschwäbischen herrscht in der Schulgermanistik leider eine fast völlig Agnosie. Das Nachfolgende soll sie ein wenige beheben: 


Völlig andere hochschwäbische Wortbildungen

Zahlreiche hochdeutsche Wörter - vor allem Substantive, die hochdeutsch mit dem Präfix ge/Ge beginnen, sind nicht Teil des genuinen schwäbischen Wortschatzes.

Das Hochschwäbische geht hier eine völlig andere Weise der Substantivbildung. Das Wörterbuch G verzeichnet eine Vielzahl an diesbezüglichen Unterschieden im Wortschatz. Selbstverständlich sind die wissenschaftlich erkennbaren Regeln für diesen anderen Wortschatz im Wörterbuch klar herausgearbeitet.


Regelhafte hochschwäbische g-Erweiterungen:


Das Hochschwäbische verzeichnet interesannterweise zahlreiche Wörter mit regelhaften g-Erweiterung auf, die aber das Hochdeutsche seinerseits nicht kennt. Diese Erweiterungen treten teils am Wortanfang auf, teils als g-Erweiterung am Ende des Wortstammes. Sie treten alle nicht willkürlich auf, sondern regelhaft. Auch hier sind die im gesamten schwäbischen Sprachraum erkennbaren Regeln benannt.


Partizip Perfekt ohne ge-Augment:

Alle Verben, die mit "g" beginnen, bilden ihr Partizip Perfekt ohne das Augment "ge". Diese Regel gilt nicht allein für das g, sondern für alle Verben, mit einem Verschlusslaut (g/k/q, d/t/z, b/p) beginnen.
Beispiele für g:
giasa gießen > gossa gegossen,
gäa (!) geben > gäa (!) gegeben,
greifa greifen > griffa gegriffen
usw.

Diese Regel ist keine nur schwäbische Eigenheit, sondern ist eine gemeinsame grammatische Regel in allen oberdeutschen Sprachen: Bairisch-Östereichisch, Südbadisch-Alemannisch und Schwyzerdütsch, Schwäbisch und Südfränkisch.

Das hochdeutsche Problem: Die aggressive Verneuhochdeutschung zerstört leider diese gemeinsame Grammatik des gesamten oberdeutschen (süddeutsch-östereichisch-schweizerischen) Sprachraums massiv.


Partizip Perfekt mit ge-Augment:


Im Hochschwäbsichen gibt es ca. drei Dutzend Verben, die ihr Partizip Perfekt, über das Hochdeutsche hinausgehend, regelhaft mit dem Augment g bilden (z. B. gschbazierd statt spaziert). Das Wörterbuch bringt in seinem Teil "Beobachtungen/Grammatikalisch zahlreiche Hinweise, literarische Belege und mündliche Nachweise.