Schwäbisch schreiben 

Wia kã-mor aegendlich a guads Schwäbisch schreiba?



Schwäbisch - Eine außerordentlich klangreiche Sprache

Das Tolle an der schwäbischen Sprache ist: Sie ist eine außerordentlich klangreiche Sprache.

Sie belegt mit ihrem Klangreichtum einen Spitzenplatz unter den europäischen Sprachen. 


Vokale 

Das Schwäbische kennt fünfzehn (15!) Vokale. Das sind sieben mehr als die acht hochdeutschen Vokale a, e, i, o, u, ä, ö, ü. Mit dem Hochdeutschen teilt es die sechs Vokale a, ä, e, i, o, u. Die Vokale ö und ü gibt die es im Schwäbischen zwar nicht, dafür hat es weitere neun eigene Vokale: fünf Nasalvokale, drei Leichtvokale (germanistisch: Schwa-Laute) und das dunkle a. 


Diphthonge 

Das Schwäbische kennt sechzehn (16!) Diphthonge. Bei den Diphthongen ist der Unterschied zum Hochdeutschen noch krasser: Dieses kennt nur die drei Diphthonge ei (gesprochen ai!), au (gesprochen ao!) und äu=eu (gesprochen öy). Das Schwäbische teilt die ersten beiden mit dem Hochdeutschen, vierzehn andere kommen hinzu. Es setzt wie die anderen oberdeutschen Sprachen die diphthongische Grundstruktur des Althochdeutschen fort, im Gegensatz zum Neuhochdeutschen, das eine monophthongische Grundstruktur angenommen hat. 


Das schriftdeutsche Problem  

Durch die Fülle seiner Vokale und Diphthonge ergibt sich für die Schreibung des Schwäbischen ein massives Problem. Aber daran ist nicht das Schwäbische schuldig, sondern das Schriftdeutsche. Ihm fehlt es hinten und vorne am nötigen Buchstabeninventar, um das klangreiche Schwäbische angemessen schreiben zu können. 

Das Schriftdeutsche liefert keinerlei Lösungen: Nicht für die fünf Nasalvokale, nicht für die drei Leichtvokale, nicht für das dunkle a, erst recht nicht für die vierzehn schwäbischen Diphthonge. Das Hochdeutsche ist viel zu beschränkt, um mit ihm Schwäbisch gut schreiben zu können. 

Die europäische Lösung 

Wir leben in der Zeit der europäischen Einigung. Seit Jahrzehnten schon werden in den Schulen Fremdsprachen unterrichtet. Das dient auch dem Schwäbischen. Denn für jeden (!) hochdeutsch nicht schreibbaren schwäbischen Laut findet sich in den europäischen Hochsprachen eine international anerkannte Schreibweise. Wer immer noch behauptet: "Schwäbisch kann man nicht schreiben" hat sich sprachlich nicht in Europa umgesehen. 

Ob Schreibweisen für die nasalierten Laute, für die zahlreichen schwäbischen Diphthonge, oder für was auch immer - die europäischen Hochsprachen bieten für jeden schwäbischen Laut eine passende Schreibung. Beispiele:

> Das dunkle a kommt in den skandinavischen Sprachen vor. Dort schreibt man ganz einfach å, also Schåf Schaf , er håt hat, må bisch? wo bist du?  usw.
> Die Nasallaute schreibt man am besten mit Tilde, also nãgao hingehen, Mã Mann und Mõ Mond usw.


Bitte nicht so!

Leider schreiben viele schwäbische Mundartschreiber/innen aus einem kleingeistigen Kirchturmhorizont heraus. Ihnen fehlt der Weitblick nach Europa hinaus. 

Die einen pressen deshalb ihr Schwäbisch in das schriftdeutsche Zwangskorsett hinein. Die anderen verteilen beliebig irgendwelche selbst erfundenen Strichlein, Häkchen, Auslassungszeichen und Akzente, oder setzen oft zusätzlich nach Vokalen ein rätselhaftes h. Alles irgendwie sehr erfinderisch - aber weiß schon, welche Aussprache der/die Schreiber/in da so darstellen will? Zudem verteilen die einen ihre Sondererfindungen so, die anderen genau anders herum. Gutes Schwäbisch braucht einen weiten Horizont. Es gibt ihn! 

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