Kurzeinführung zum Buchstaben B


Wortbestand

Der Buchstabe B verzeichnet schwäbisch einen Zugewinn vom Buchstaben P. Viele Erbwörter, die deutsch mit einem harten P beginnen, beginnen schwäbisch mit einem weichen B. So lautet z. B. pfeifen auf schwäbisch bfeifa, das Wort Pinsel lautet Bensl und ein Plan ist ein Blã.

Wegen der vielen Berührungen von B und P hat Hermann Fischer, Autor des grundlegenden "Schwäbischen Wörterbuchs", die Wörter beider Buchstaben nicht getrennt alphabetisch behandelt, sondern unter "B/P" zusammengefasst. 

Aussprache am Wortanfang 

Zahlreiche Fremdwörter und Lehnwörter beginnen schwäbisch mit b/B statt hochdeutsch p/P. Das ältere Fremdwort Tapete hat schon ein weiches b erhalten und ist schwäbisch zur Dabeed geworden. Das jüngere Fremdwort Paket dagegen hat schwäbisch als Päggle sein hartes P noch bei sich.

Unter den Wörtern mit b statt p am Wortanfang befinden sich auch einige französische Fremdwörter, z. B. brässira und brässand von franz. presser und pressant. Manche dieser Wörter haben auch einen Bedeutungswandel erlebt, z. B. bussira von franz. pousser, das im Schwäbischen eine Liebschaft beginnen meint. Das weiche b am Anfang statt des harten französischen p zeigt, dass diese Wörter schon länger im Schwäbischen heimisch geworden sind.


Aussprache im Wortinneren
und am Wortende

Im Wortinneren taucht schwäbisch regelmäßig das doppelte bb anstelle des hochdeutschen pp auf. Dies betrifft auch das Wortende schwäbischer Wörter, wenn das Wort im schwäbischen endungslos geworden ist. Beispiele: 

deutsch

schwäbisch


Lappen, schnuppern
Rippe, Suppe, Treppe

Labba, schnubbera
Ribb, Subb, Dräbb

bb im Wortinneren
bb am Wortende



Bildung des Partizips Perfekt

Die mit b beginnenden Verben bilden ihr Partizip Perfekt ohne das Augment "ge". Dies ist keine schwäbische Besonderheit, sondern ist für alle so genannten Verschlusslaute (b, d, g, k, p, q, t, x, z) die gemeinsame Grammatik des gesamten oberdeutschen Sprachraums. Beispiele für b:

deutsch

schwäbisch


backen > gebacken
brauchen > gebraucht
blasen > geblasen

bacha > bacha
braucha > brauchd
blåsa > blåsa



Das hochdeutsche Problem: Die aggressive Verneuhochdeutschifizierung zerstört leider diese gemeinsame Grammatik des gesamten oberdeutschen Sprachraums (süddeutsch-österreichisch-schweizerischen) massiv.

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