Schreibung der Nasalvokale


Sie möchten auf eine gute Weise schwäbisch schreiben?
Dann heiße ich Sie herzlich willkommen auf dieser Seite! Auf ihr geht es um die Nasalvokale.
Sie tragen einen wesentlichen Teil zum charakteristischen Klang des Schwäbischen bei.  



Die schwäbischen Nasalvokale

Die schwäbische Sprache kennt insgesamt fünf nasale Vollvokale. 
Das nasalierte a ist bei weitem am häufigsten, dann folgen das nasalierte o und das e.
Relativ selten sind das nasalierte ä und das i, die beide nur eine Handvoll Wörter aufweisen.


Nasalvokale in Europa


Die schwäbische Sprache wird wegen ihrer Nasalvokale in Deutschland mies gemacht - völlig zu Unrecht! Denn zahlreiche europopäische Hochsprachen gebrauchen Nasalvokale.

Die bekannteste Sprache mit Nasalvokale ist sicherlich das Französische, unser westlicher Nachbar. Das Portugiesische ist ebenfalls für seine Nasalvokale bekannt. Der portugiesische Nationaldichter Camoes besitzt alle drei portigiesischen Nasalvokale in seinem Namen. Das Spanische ist für sein nasaliertes n bekannt. Aber auch im Osten kommen Nasalvokale vor. Unser direkter östlicher Nachbar, das Polnische kennt sie auch, nur ist das kaum bekannt.


Schreibung mit Tilde

International werden die Nasalvokale zumeist mit einer darüber gesetzten "Tilde" geschrieben. Eine Tilde sieht aus wie ein liegendes flaches s. Eine Ausnahme davon macht nur das Französische, wo man die nasale Aussprache aus dem Zusammenhang erkennen muss.


Send-Se schao mål enn Portugal ondorwäags gwäa?
Waren Sie schon mal in Portugal unterwegs?

In Portugal  treffen Sie auf die drei Nasalvokale a, e, o.
Die Portugiesen schreiben sie mit einer Tilde als ã, ẽ, õ.
 
Das passt sehr gut zum Schwäbischen. "Das ist übrigens kein Wunder", sagen manche augenzwinkernd, ist doch im 5. Jahrhundert bei der Völkerwanderung ein erheblicher Teil des Stammes der damaligen "Sueben" (Schwaben) in den Bereich des  heutigen Portugal gezogen!



Schwäbische Vertreter der Schreibweise mit Tilde

Ihr erster Vertreter war war Moritz Rapp (1803-1883). Er war ein "blitzgscheiter" hochgebildeter und europaweit umhergereister Philologe. Er machte jahrelange sprachliche Studienreisen nach England, Frankreich, Skandinavien, Spanien, und längere Zeit auch nach Portugal. Danach gab er an der Universität Tübingen Vorlesungen über Fremdsprachen und übersetzte fremdsprachliche Gedichte und Theaterstücke ins Schwäbische. Er setzte sich vehement für die Schreibung der nasalen Vokale mit Tilde ein.

In neuerer Zeit vertreten diese Schreibweise folgende schwäbische Autoren:
Eduard Groner in seiner Grammatik "Gschrieba wia Gschwätzt"
Rudolf Paul in seiner "Bibel für Schwaben"
Karl Götz immer dann, wenn er eine Nasalierung klar anzeigen will.

Diese Schreibweise mit Tilde ist nur am Anfang etwas ungewohnt. Sie werden bald bemerken: Je länger man so schreibt, desto leichter geht es von der Hand und ist überhaupt nicht schwierig.


Schreibung mit Computer

Die Nasalvokale ã und õ können Sie problemlos in Microsoft Word schreiben:

Zunächst die Tasten „Stgr“ und „Alt“ zeitgleich drücken (so wie Sie es machen, um @ schreiben zu können)

>  dann rechts auf der Tastatur die Taste mit dem „~“ kurz drücken und wieder loslassen
>  danach auf das a oder das o tippen – und fertig sind ã und õ!


Der Nasalvokal ẽ und die Nasalvokale ä und i sind schwieriger zu schreiben.
Da hilft in Word nur der Umweg über „Sonderzeichen“.



Bitte nicht!


Je nach Autor triftt man auf ein buntes Durcheinander von Schreibweisen. Aber kein Autor erklärt irgendwo in seinem Büchlein sein eigenes System. Nachfolgend ein paar Beispiele. Aber welches Wort ist da jeweils gemeint?

Mo', Ma', Mo'h, Màà, Ma', Mâ
nò, na'h, nả, nå, no', nâ, na', naa
Naas, Nås, Nòhs, Nahs, Na'hs, Nàhs, Nas
Gaa's, Gohs, Ga's, Gås, Ga'hs, Ga''s

Dann doch lieber gut europäisch  Mõ Mond, Mã Mann, nã hin, nå dann, Nãs Nase, Gãs Gans schreiben!
Wer nur ein bisschen Sprachen kennt, weiß sofort, wie die Vokale zu sprechen sind.