Der männliche Brennnessel

Dor mennliche Brennnessl



Ist Brennnessel im Schwäbischen männlich? Man lernt es schon als Kind: Vorsicht bei Brennesseln! In meiner Kindheit hieß es beim Wandern: Bass uff, då hådd-s on Bennnessl! Pass auf, da hat es einen (!) Brennnessel! Diese Pflanze ist schwäbisch tatsächlich männlich. Aber schriftliche Beweise dafür, dass dieses Wort im Schwäbischen mit einem männlich Geschlecht daherkommt? Fehlanzeige!

In Hermann Fischers "Schwäbischem Wörterbuch" taucht dieses Wort merkwürdigerweise nicht auf, obwohl mit Sicherheit auch schon vor 150 Jahren schwäbische Kinder mit Brennnesseln schlechte Erfahungen gesammelt haben dürften. Und in modernen Druckerzeugnissen gibt es dank automatischer Rechtschreibkorrektur sowieso überall nur noch "die" Brennnessel", was sonst ... Meine Suche nach Belegen blieb jahrelang ergebnislos.



Fernsehen bildet!

Aber wieder kam mir ein Zufall zu Hilfe: Im ZDF-Mittagsmagazin am 13. April 2021 (ca. 13.35 Uhr) wird ein gewisser Manuel Larbig interviewt. Er wird als ein in Berlin lebender Experte für Wildkräuter und Autor zahlreicher Sachbücher vorgestellt.

Sie ahnen schon: In seinen Büchern findet sich nur "die" Brennnessel, was sonst ... Ganz anders aber im mündlichen Gespräch. Da war bei ihm "der" Brennessel eindeutig männlich. So eindeutig, dass sogar die automatisierte Spracherkennungssoftware in der fortlaufenden Untertitelung ein männliches "der Brennnessel" mitschrieb.



Bingo!


In Berlin gibt es einen Fachbuchautor, der in freier Rede von "dem" Brennnessel spricht!
Was lernt man daraus? In der gesprochenen Sprache tut "der" Brennnessel nicht weh.