Alles in Butter?
Älles emm Buddor?
Der Streit ist alt: Heißt es nun "die" Butter" oder "der" Butter?
Wer hat Recht? Das Hochdeutsche oder das Hochschwäbische?
Ein Erlebnis aus meiner Gymnasialzeit in Esslingen:
| Unsere Deutsch- und Französischlehrerin in der Mittelstufe des Gymnasiums war eine engagierte Junglehrerin, universitär-germanistisch gebildet und voller Tatendrang, aber keine Ahnung von Schwäbisch. Bei der Rückgabe eines Deutsch-Aufsatzes rüffelte sie mich vor der ganzen Klasse. Ich hatte im Aufsatz "der" Butter geschrieben. Ich solle mich gefälligst um ein besseres Deutsch bemühen!
Ein Schuljahr später bereitete sie im Französisch-Unterricht den bevorstehenden Schüleraustausch vor. Ihr größtes Anliegen: Wir sollten beim Frühstück in den Gastfamilien unbedingt die Peinlichkeit vermeiden zu sagen: "Rendez-moi la beurre, s´il vous plaît!" Im Französischen hieße es nämlich nicht "die" Butter, sondern "der" Butter, also "le beurre", und auf keinen Fall sollten wir diesem Wort ein weibliches Geschlecht verpassen.
Den Vorfall aus dem letzten Schuljahr hatte sie längst vergessen. Aber bei mir klingelte es: Deutsch? - Französisch? - Schwäbisch? Warum soll im Schwäbischen falsch sein, was im Französischen richtig ist? Bleibt nur noch zu sagen, dass ich einige Jahre später das Abitur in Französisch mit einer Eins abgeschlossen habe - oder, wie der Schwabe sagt: "Midd-ma Oesor" mit einem Einser.
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Wo kommt denn "der" Butter her?
Bei „Butter“ handelt es sich um ein altes Lehnwort aus den lateinischen Nachfolgesprachen Italienisch und Französisch. Die Technik zur Butterherstellung hatten einst nicht unsere germanischen Vorfahrenen erfunden. Diese war eine griechisch-römische Kulturtechnik, und in diesen Sprachen hatte das Wort „Butter“ immer ein männliches Geschlecht. Bis heute ist das so: In Frankreich ist „le beurre“ männlich und ebenso in Italien „il burro“.
Das Wort "Butter" ist sozusagen aus dem römischen Reich über die Alpen nach Norden gehüpft und ist im süddeutschen Bereich gelandet. Die schwäbische Sprache hat das mitgebrachte männliche Geschlecht dieses Wortes beibehalten, denn mit Einwanderern geht man als Schwabe respektvoll um. Das weibliche „die" Butter dagegen geht auf eine verständnislose norddeutsche Geschlechtsumwandlung zurück. Es ist nicht bekannt, ob das Wort je um seine Einwilligung gefragt wurde.
Der alte Streit ist eindeutig entschieden: „Der“ Butter ist sprachlich richtig!
Die gleiche "Beweislage" gilt auch für weitere Wörter wie zum Beispiel (schwäb./deutsch) der Karren/die Karre, der Schogglad/die Schokolade, der Sitzbank/die Sitzbank, der Fahnen/die Fahne, der Ratt/die Ratte. In allen diesen Fällen verhält sich das ungestörte Schwäbisch dezidiert fremdenfreundlich. Vom Hochdeutschen und dem Vorgehen der Duden-Redaktion kann man das nicht unbedingt behaupten ...
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